80 Prozent der Landbevölkerung ohne Strom
„Ländliche Entwicklung in den Ländern des Südens“ – so lautete der Titel eines von Jugend Eine Welt initiierten Symposiums am 19. November im Don Bosco Haus in Wien. Dabei konnte Vorstandsvorsitzender Reinhard Heiserer zahlreiche Gäste, internationale Experten und Salesianer-Projektpartner aus Nepal und Mosambik begrüßen.
Schwerpunkt des Symposiums lag im Bereich Energieversorgung bzw. erneuerbare Energien. Weltweit haben Millionen Menschen keinen Zugang zu Elektrizität. In Nepal leben 60 Prozent der Bewohner ohne Strom, in bestimmten Regionen Mosambiks sind es gar 80 Prozent, berichteten die Projektpartner. „Wir haben in Nepal kein Öl, kein Gas und keine Kohle“, schilderte Pater Jacob Punneliparambil (SDB) die Probleme. Gerade in ländlichen Regionen ist daher Solarenergie eine perfekte – und auch leistbare – Alternative. „Bei erneuerbaren Energien hat man zwar am Anfang hohe Kosten, aber dann einen günstigen Betrieb. Bei Diesel-Generatoren ist es genau umgekehrt: Geringe Anschaffungskosten, hohe Erhaltungskosten“, sagte Martin Lugmayr von der UNIDO, der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung. Bei Solarenergie brauche es ca. zwei Jahre, bis sich die Investition auszahle, rechneten die Experten vor.
Ob ein Energie-Projekt erfolgreich und nachhaltig sei oder nicht, hänge von mehreren Faktoren ab. Zum Beispiel davon, ob die Menschen in den Entwicklungsländern den Nutzen verstehen würden. Und ob das Projekt auch die Traditionen und Werte der Zielgruppe respektiere. Oder ob es in dem Projektgebiet überhaupt jemanden gebe, der die Solarpanele auch künftig warten und reparieren könne. Daher sei es unerlässlich, Einheimische technisch auszubilden, lautete die Forderung. „Eine Photovoltaikanlage zu schenken und nur hinzustellen ist zu wenig“, waren sich die Experten einig.
Martin Ledolter, Geschäftsführer der Austrian Development Agency, der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA), die das Symposium mitfinanzierte, unterstrich die gute Zusammenarbeit mit Jugend Eine Welt. „Wir sind seit 1999 starke Partner und haben beeindruckende Ergebnisse erzielt. Gemeinsam verbessern wir die Lebensbedingungen der Armen.“ Seit 2004 unterstützt Jugend Eine Welt mit seinem OEZA-Rahmenprogramm ländliche Entwicklungsprojekte in Nepal, seit 2007 auch in Mosambik. Unter dem Motto „Bildung überwindet Armut“ vermitteln die Don Bosco Partner den Menschen neue Fähigkeiten in Viehhaltung und Viehzucht, aber auch im Anbau neuer Pflanzensorten und bei Fragen effektiverer Bewässerung und besserer Vermarktung. Denn mehr Einkommen bedeutet auch mehr Geld für Bildung und Gesundheit. „Seit Beginn haben mehr als 30.000 Menschen direkt von unserer Arbeit profitiert“, zog Hannes Velik, Programmleiter bei Jugend Eine Welt, zufrieden Bilanz.
Millionen Menschen ohne Grund und Boden
Ländliche Entwicklung ist eines der großen Themen unserer Zeit. Drei Viertel der Menschen, die in Entwicklungsländern auf dem Land leben, leiden unter Armut. Sie haben kein oder nur ein geringes Einkommen, wenig Bildung und kaum Zugang zu medizinischer Versorgung. Gleichzeitig sind diese Menschen, die meist von Ackerbau und Viehzucht leben, besonders vom Klimawandel betroffen: von Dürre, Stürmen und Überschwemmungen. Viele Junge flüchten vom Land in die Städte, in der Hoffnung auf ein besseres Leben – das sich sehr oft nicht erfüllt. Zurück bleiben verlassene Dörfer und brach liegende Felder. Daher muss die Entwicklung der ländlichen Gebiete gefördert werden, mit dem Ziel, die Produktivität in der Landwirtschaft zu steigern und die Erträge daraus zu erhöhen. „Das ist die beste Investition, um Megacitys mit 40 Millionen Einwohnern und hoher Kriminalität zu verhindern“, erklärte Rainer Tump, erfahrener Experte in ländlicher Entwicklung und derzeit Leiter eines großen Wasserprogramms in Ägypten. So könne man auch abwenden, dass Großinvestoren um wenig Geld riesige Flächen an Land kaufen. „Die Folge wären Millionen Menschen ohne Grund und Boden.“