Kindern eine Stimme geben

Kinderrechte statt Kinderarbeit - zum Thema im neuen DON BOSCO magazin
In Indien ist Kinderarbeit verboten, die Realität sieht anders. Foto: Marco Keller

Zukunft statt Ziegel

In den nächsten Jahren wird das „Don Bosco National Forum for the Young at Risk“ (YaR-Forum) vier indische Städte dabei unterstützen, „kinderfreundlich“ zu werden. So sollen Kinderarbeit abgeschafft, jede Form der Kinderrechtsverletzung geahndet und die Rechte von Kindern gestärkt werden. Weitere Städte in Indien sollen diesem Beispiel folgen.

„Wir wollen in die Schule gehen, lernen und uns eine bessere Zukunft aufbauen“, so die Forderung eines indischen Mädchens. Millionen von Kindern und Jugendlichen bleibt diese Chance aber verwehrt, denn sie müssen arbeiten gehen und können auch keine Schule besuchen. Das Don Bosco Netzwerk „YaR-Forum“ hat deshalb die Initiative „Kinderfreundliche Städte“ gestartet. Ziel der Initiative ist es, dass Kinderrechte konsequent umgesetzt und Kinderrechtsverletzungen strafrechtlich geahndet werden. Vier Rechte der UN-Kinderrechtskonvention bilden die Grundlage des Projektes: das Recht auf Leben und Entwicklung, das Recht auf Teilhabe, das Diskriminierungsverbot und die Berücksichtigung des Kindeswohles bei allen Maßnahmen.

Immer mehr Familien in Indien verlassen ihre Dörfer und ziehen in die Großstädte. Dort hoffen sie, eine Arbeit zu finden und ein besseres Leben führen zu können. Doch ihre Hoffnungen werden in der Regel enttäuscht, die meisten enden in den Slums der Metropolen – Millionen von Kindern werden dort groß und haben kaum Zukunftsperspektiven. Viele können keine Schule besuchen, werden Opfer von Gewalt oder sexuellem Missbrauch und leiden unter gesundheitlichen Problemen. Mädchen werden oft früh verheiratet und teilweise auch zur Prostitution gezwungen.

Das Projekt „Kinderfreundliche Städte“ des YaR-Forums, dem 84 indische Don Bosco Einrichtungen angehören, möchte Kindern und Jugendliche eine Stimme geben. Die Jungen und Mädchen sollen sich aktiv für ihre Rechte einsetzen. Wichtig bei dem Prozess ist, dass alle Beteiligten mitwirken: Eltern, Lehrer, Kommunalpolitiker, Jugendämter, Polizei und Gesundheitsämter.

Erfolgreiche Zusammenarbeit
Dass eine solche Allianz erfolgreich sein kann, zeigt die südindische Metropole Vijayawada. 1997 gab es dort noch 7.000 Kinderarbeiter, aktuell sind es nur noch 150. „Wir konnten die Zahl senken, weil alle, das heißt, die Politik, die Polizei und sogar die Unternehmen an einem Strang gezogen haben. Alleine wäre uns das nicht gelungen“, betont Pater Thomas Koshy, Leiter des YaR-Forums. Auch die Bürger sollen an dem Projekt partizipieren.

Das Recht von Kindern auf Partizipation bildet eine wichtige Grundlage, um kinderfreundliche Städte zu schaffen. Kinder und Jugendliche sollen gesellschaftlich teilhaben und mitbestimmen können. Dieses Ziel verfolgen auch die Don Bosco Schwestern, die bereits seit etwa zehn Jahren Kinderparlamente, beispielsweise in Bangalore, fördern. „Es müssen demokratische Strukturen etabliert werden, die die aktive Teilhabe von Kindern ermöglichen. Dies kann zum Beispiel auch durch die Schaffung von Kinderrechtsklubs gelingen“, so Pater Koshy weiter.

Mit dem Don Bosco Projekt sollen rund 1.200.000 Kinder in ausgewählten indischen Städten erreicht werden. Besonders im Fokus stehen etwa 50.000 Jungen und Mädchen, die massiven Kinderrechtsverletzungen ausgesetzt sind. Hierzu zählen Kinderarbeiter und Mädchen, die sich prostituieren müssen. Weltweit müssen mehr als 168 Millionen Jungen und Mädchen arbeiten. In Indien wird ihre Zahl auf mehr als 12 Millionen geschätzt. Ein Großteil von ihnen arbeitet in der Landwirtschaft. Manche verrichten Schwerstarbeiten in Ziegeleien oder Steinbrüchen.

„Kinderarbeit ist ein massiver Verstoß gegen das Recht eines Kindes auf Entwicklung. Die meisten Kinderarbeiter gehen nicht zur Schule, obwohl in Indien für jedes Kind unter 14 Jahren Schulpflicht besteht. Wenn Mädchen und Jungen keinen Zugang zu Bildung haben, dann können sie sich auch nicht weiterentwickeln oder Wissen aneignen“, so Pater Koshy. „Wir wollen Kinder und Jugendliche stark machen, damit sie sich für ihre Rechte einsetzen.“

Gekürzt nach: Kirsten Prestin, Fotos: Marco Keller/Don Bosco Mission Bonn

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