Zu schön verpackt?

Wer fragt bei Weihnachten noch nach dem Inhalt? Gedanken von Pater Friedrich Debray (1912-2005).
Foto: istock©Marzia Giacobbe

Jedes Jahr habe ich die Ehre bei einer Familie des gehobenen Bürgerstandes eingeladen zu sein. Gepflegte Situation, erlesenes Buffet. Und jedes Jahr passiert dies: Eine Dame bringt als Gastgeschenk ein besonders schön dekoriertes Paket. Jedes mal zeigt die Hausfrau es entzückt vor: Soo schön! Schade, dass man es öffnen muss.

Mit scheint es mit dem Weihnachtsfest ähnlich zu sein. Viele begnügen sich mit der Verpackung. Viele wissen nichts mehr vom Inhalt, weil die Verpackung so aufwendig ist, dass sie zunächst emotional befriedigt, oder zu befriedigen scheint.

Skizzieren wir die Verpackung kurz: Franz von Assisi hat sie erfunden. Er wollte den Menschen zeigen: Seht! Gott kommt in Armut als Mensch.

Unsere Zeit ist beim Kind in der Krippe geblieben. Kinder sind lieblich und erfreuen, Kinder sind folgsam und drohen nicht … Also haben wir das Kind Jesus mit Engerln, Zwergerln und Zuckerwatte umgeben. Gott als liebliche Märchenfigur … Liebliche Verpackung für ein Weltereignis?!

Dieser emotionalen Verpackung hat sich die Wirtschaft liebevoll angenommen und bläht sie auf und die Kassen klingeln. Wer fragt noch nach dem Inhalt? Die Verpackung ist doch schön, zu schön, sie zu zerstören.
Sinnlos, wenn sie nicht Ehrfurchtrahmen für den Inhalt ist!

Und der Inhalt?
Er liefert sich auf ewig dieser Menschheit aus, verkannt, verbannt, verlacht – durch Weihnachten der Verpackung und geht mit uns unseren Weg, wenn wir guten Willen haben, bleibt bei uns in den dunklen Stunden der Not und des Elends, wenn wir nur wollen, wartet auf uns an der nächsten Straßenecke, heißt Sandler, wenn er dem Vater ein Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens zu Füßen legen wird.

Nach Weihnachten werden Container voll Verpackung gesammelt, Christbäume werden verhächselt der Traum von Familienfest und Kinderlächeln wird aus sein.

(Pater Friedrich Debray SDB)

Pater Friedrich Debray SDB (1912 - 2005) war Jugendseelsorger und gründete den Freizeitclub "Wagenrad" im 3. Wiener Gemeindebezirk.

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