Childfriendly Cities

Ein Interview mit Salesianerpater Tony Pelissery, dem Koordinator der Initiative in Indien.
„Erfolg haben wir nur, wenn Kinder partizipieren.“ Foto: Don Bosco Mission Bonn

In den nächsten Jahren wird das „Don Bosco National Forum for the Young at Risk“ (YaR-Forum) vier indische Städte dabei unterstützen, „kinderfreundlich“ zu werden. So sollen Kinderarbeit abgeschafft, jede Form der Kinderrechtsverletzung geahndet und die Rechte von Kindern gestärkt werden. Weitere Städte in Indien sollen diesem Beispiel folgen.


Das Projekt „Kinderfreundliche Städte“ des YaR-Forums, dem 84 indische Don Bosco Einrichtungen angehören, möchte Kindern und Jugendliche eine Stimme geben. Wichtig bei dem Prozess ist, dass alle Beteiligten mitwirken: Eltern, Lehrer, Kommunalpolitiker, Jugendämter, Polizei und Gesundheitsämter.

Erfolgreiche Zusammenarbeit
Dass eine solche Allianz erfolgreich sein kann, zeigt die südindische Metropole Vijayawada. 1997 gab es dort noch 7.000 Kinderarbeiter, aktuell sind es nur noch 150. „Wir konnten die Zahl senken, weil alle, das heißt, die Politik, die Polizei und sogar die Unternehmen an einem Strang gezogen haben. Alleine wäre uns das nicht gelungen“, betont Pater Thomas Koshy, Leiter des YaR-Forums.

Buben und Mädchen sollen sich aktiv für ihre Rechte einsetzen. Foto: Marco Keller/Don Bosco Mission Bonn

Pater Tony Pelissery ist der Kooridinator der Initiative der "Childfriendly Cities". Er erzählt im Interview mehr über das Projekt.

Was bedeutet „kinderfreundlich“?
Kinderfreundlichkeit steht für uns immer im Kontext mit Kinderrechten. Eine Kommune, eine Stadt, ist immer dann kinderfreundlich, wenn sie jedem Kind ermöglicht, sich zu entwickeln und sein ganzes Potential zu entfalten. Und das in einem sicheren und unterstützenden Umfeld – ohne soziale Ausgrenzung und Diskriminierung. Genau das fordert auch die UN-Kinderrechtskonvention: das Recht jeden Kindes auf Überleben, Schutz, Entwicklung und Partizipation.

Was sind die größten Herausforderungen?
Unser Traum ist groß und unsere Ziele sind hochgesteckt. Wir müssen uns enorm anstrengen. Wir müssen eine steile Lernkurve bewältigen und vor allem müssen wir die allgemeine Öffentlichkeit mitnehmen – also Kinder und Erwachsene.

Was wurde bisher erreicht?
Unser Projekt ist im April 2018 in den vier indischen Städten Chandigarh, Vadodara, Rajahmundry und Salem gestartet. Das Konzept von „Childfriendly Cities“ ist bei Kindern, zivilgesellschaftlichen Gruppen und sogar bei führenden politischen Vertretern auf Begeisterung gestoßen. Es gibt jetzt viel mehr Bewusstsein für Kinder- und Menschenrechte, aber auch Diskriminierung und Ausgrenzung. Mehr als 20.000 Kinder und 6.500 Erwachsene sind für Kinder-und Menschenrechte sensibilisiert worden. Mehr als 5.000 Kinder haben sich in Kinderparlamenten und Kinderrechtsclubs organisiert. Mindestens 3.000 Kinder und Jugendliche haben an Aktivitäten teilgenommen, die sich mit Kinderrechten und Anwaltschaft befassen.

Warum ist Partizipation so wichtig?
Bei der „Childfriendly Cities“-Initiative steht die Partizipation von Kindern im Mittelpunkt. Das bedeutet, ihre Stimmen sollen nicht nur Gehör finden, sondern sie sollen selber aktiv werden, um ihre Ziele umzusetzen. Deshalb engagieren sich die Jungen und Mädchen in ihren Gemeinden, in Kinderrechteklubs oder Schulen, um Bewusstsein für Kinder- und Menschenrechte zu schaffen. Damit sie erfolgreich sind, fördern wir die Kommunikationsstärke der Jungen und Mädchen sowie ihre Führungsqualitäten. Bei der Planung ihrer Aktivitäten werden die Kinder von erwachsenen Mentoren begleitet und unterstützt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Unsere Vision ist es, Städte zu schaffen, in denen Kinder von allen, also Eltern, Lehrern, Aktivisten, Unternehmen, Medien, Nichtregierungsorganisationen und politischen Vertretern, dabei unterstützt werden, ihre Rechte umzusetzen. Rechte, die in der indischen Verfassung und internationalen Abkommen verankert sind. Alle sollten sich gemeinsam für die Umsetzung der Kinderrechte einsetzen. Unsere Vision sind Städte, die die Interessen der Kinder bei ihren Planungen und Projekten von Anfang an miteinbeziehen. Das Kriterium „Kinderfreundlichkeit“ sollte überall integriert sein.


Das Interview führte Kirsten Prestin/Don Bosco Mission Bonn

Zurück zur Übersicht

Um die volle Funktionalität unserer Website zu gewährleisten bzw. unser Angebot zu optimieren, setzt unsere Website Cookies. Weiterlesen …