Rückgänge und Aufbruch
Die Vereinigung der Frauenorden Österreichs (VFOE) hat ihre aktuelle Statistik präsentiert. Landesweit lebten mit Stichtag 1. Jänner 2014 insgesamt 3.942 Ordensfrauen in den insgesamt 530 Niederlassungen der Frauenorden. Der Rückgang an Schwestern - gegenüber dem Vorjahr beträgt er 177, davon 149 infolge von Todesfällen und neun infolge von Austritten - sei kontinuierlich, betonte VFOE-Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer am Dienstag im Wiener Ordenszentrum "Quo Vadis". Dennoch seien Ordensfrauen damit weiterhin "eine beachtliche Gruppe von Frauen, die sich in Österreich in den Dienst der Gesellschaft, der Kirche und der Verkündigung des Evangeliums stellt".
49 Frauen bereiten sich derzeit im Noviziat auf das Ordensleben vor, davon 26 aus österreichischen Diözesen und 17 aus dem Ausland. Die Vorstufe dazu, das sogenannte "Postulat", absolvieren derzeit 14 Frauen. Klar ersichtlich sei hier als Folge der Globalisierung die zunehmende Internationalisierung, beobachtete Mayrhofer: "Viele Gemeinschaften sind international und führen ihre Ausbildungen auch länderübergreifend durch. Bewährt hat sich das Konzept unserer Noviziatsschule, das heute eine bunte Gruppe von Frauen aus verschiedensten Ländern ist", so die Frauenordens-Präsidentin.
Zur "Leistungsbilanz" der Frauenorden gehören die österreichweit 190 Schulen und 25 Spitäler in ihrer Trägerschaft, weiters sind 34 der 530 Niederlassungen Klausurorden. Gliedert man die einzelnen aktiven Schwestern nach ihren Wirkfeldern, ist die größte Gruppe im Pastoraldienst (532) tätig, davon 366 ehren- und 166 hauptamtlich.
432 Ordensfrauen sind Klausurschwestern, 239 wirken im Pflege- und 223 im Krankendienst. 105 Schwestern arbeiten an Schulen, 67 im karitativ-sozialen Dienst, der Rest entfällt auf Tätigkeiten in Kindereinrichtungen (32), Internaten (29) und Horten (26).
Ungleiche Altersverteilung
Die Ordensentwicklung sei bei der Internationalisierung ebenso symptomatisch für die gesamte Gesellschaft wie bei der Alterung, wobei hier die Statistik freilich "besorgniserregend" sei, wie Mayrhofer betonte. Mit 1.928 Ordensfrauen war damit fast jede zweite Ordensfrau zu Jahreswechsel bereits 75 Jahre oder älter, 1.081 zwischen 66 und 75 Jahre, 786 zwischen 41 und 65 und nur 147 jünger als 40 Jahre alt. "Eine große Gruppe, von Frauen im Pensionsalter steht bei uns einer relativ kleinen Gruppe jüngerer Frauen gegenüber, die sich für die Lebensform des Ordenslebens entschieden haben", so die Frauenorden-Präsidentin.
Damit verbunden sei die offene Frage der Altersversorgung, welche zur Zeit des Ordenseintritts der heute älteren Schwestern durch die damaligen Neueintritte noch gewährleistet war. Die Absicherung durch eine Vielzahl von ehrenamtlich in der Pflege tätigen Schwestern gebe es heute nicht mehr, so Mayrhofer, gleichzeitig sei die Finanzierung eines externen Pflegeplatzes sehr teuer.
Viele Ordensgemeinschaften würden dadurch auch in finanzielle Nöte gelangen: "Nur ein kleiner Teil der Schwestern erhält eine staatliche Pension." Solidarität auch zwischen den Ordensgemeinschaften sei heute nötig, nicht zuletzt da auch die verbleibenden Spender für Orden immer älter werden. "Viele kontemplative Schwesterngemeinschaften leben heute sehr arm", skizzierte Mayrhofer die Folgen.
Radikale Entscheidung
Dennoch sei gerade die Mitgliederzahl der kontemplativen Orden konstant, denn Neueintritte gebe es vor allem hier, betonte VFOE-Generalsekretärin Sr. Cordis Feuerstein. "Wenn sich Frauen heute entscheiden, dem Ruf Gottes zu folgen, dann eher in der radikalen Form von Gemeinschaften, die sich konzentriert dem Gebet widmen." Rückgängig seien die Berufungen in den Orden mit sozial-karitativem Schwerpunkt, deren Gründungsaufgabe im Bereich der Bildung und Krankenpflege heute weitgehend der Staat übernommen habe.
Dass Orden im 19. Jahrhundert als Antwort auf die Soziale Frage gewesen seien, habe eine "Berufungs-Blase" mitverursacht, zudem sei das Kloster über Jahrhunderte für Frauen die einzige Möglichkeit für eine Ausbildung gewesen, legte Feuerstein dar. Diese Vorbedingungen hätten sich geändert, zudem gelte es auch aus der Geschichte zu
lernen: "Im Rückblick der Jahrhunderte erkennt man, dass es zuvor stets nur rund 800 bis 1.000 Ordensschwestern in Österreich gab. Es scheint, als ob sich die Zahl langfristig wieder auf normalem Stand einpendelt", so Feuerstein.
Deutlich anders als in früheren Jahrzehnten seien heutige Novizinnen schon "gestandene Frauen", beschrieb Feuerstein, "30 plus minus, meist mit abgeschlossener Berufsausbildung oder Studium, mit Berufen, die in unserer Zeit ihren Stellenwert haben, von der Gartenfachfrau bis zur Ärztin". Verabschieden müsse man sich heute von der Vorstellung, die neu eingetretenen Schwestern würden später in den ordenseigenen Schulen und Spitälern arbeiten, da sie zunehmend je nach eigenen Begabungen und Ausbildungen eingesetzt würden. "Ich denke, in unserer heutigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kirchlichen Situation brauchen wir genau diese Frauen", so die VFOE-Generalsekretärin.
(kathpress)