Mutter-Teresa-Preis für Father Thomas
Der vor drei Monaten nach eineinhalbjähriger Gefangenschaft im Bürgerkriegsland Jemen befreite Salesianerpater Tom Uzhunnalil hat in seinem Heimatland Indien den "Mother-Teresa-Award" erhalten. Die Auszeichnung wurde aufgrund seines hingebungsvollen Einsatzes für die Menschenwürde an einem gefährlichen Ort verliehen, wie das römische Nachrichtenportal "Asianews" berichtet.
Uzhunnalil war im März 2016 bei einem bei einem Überfall von Islamisten auf ein Haus der Mutter Teresa-Schwestern in Aden verschleppt worden. Berichte über seine angebliche Kreuzigung hatten zu Ostern 2016 für weltweite Schlagzeilen gesorgt. Bei dem Überfall waren vier Ordensfrauen und 12 weitere Menschen getötet worden.
Abraham Mathai von der "Harmony Foundation", die den Mutter-Teresa-Preis seit 2007 jährlich vergibt, bezeichnete den Priester als "inspirierendes Beispiel für mitfühlende Menschlichkeit", besonders da er seinen Einsatz im Altersheim des Mutter-Teresa-Ordens der "Missionarinnen der Nächstenliebe" in Jemen auch dann fortgeführt habe, als die Situation im Land gefährlich wurde und er die Möglichkeit zur Ausreise erhielt.
"Kriege sind für die Menschheit nie eine Lösung", betonte Uzhunnalil im Interview mit "Asianews". Der Mensch sei als Abbild Gottes geschaffen, weshalb man in jeder Person Gott sehen und sich zu allen wie Brüder oder Schwestern verhalten solle. Als Priester der Salesianer Don Boscos sei es seine Aufgabe, für benachteiligte Menschen tätig zu sein, hielt "Father Tom" fest. Viele Menschen - Hindus, Christen und auch Muslime - hätten für seine Freilassung gebetet, wofür er sehr dankbar sei. Seine eigene Gefangenschaft habe er nicht als spirituelle Dunkelheit erlebt, vielmehr sei es "immer hell" gewesen und er habe die Ruhe bewahrt.
Inzwischen ist die Lage in Jemen schlimmer als je zuvor. Nach der Ermordung von Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh drohe der Krieg weiter zu eskalieren und Hilfe werde zunehmend kompliziert, sagte die Geschäftsführerin des Bündnisses "Aktion Deutschland Hilft", Manuela Roßbach, am Mittwoch in Bonn. Die internationale Gemeinschaft habe zu lange die Augen verschlossen. Obwohl die Bevölkerung bereits vor einem Jahr von medizinischer Hilfe, sauberem Trinkwasser und ausreichend Nahrung abgeschnitten gewesen sei, seien ausreichend Spenden ausgeblieben. Auch in den vergangenen Tagen seien bei Kämpfen zahlreiche Menschen ums Leben gekommen, für Hilfe bleibe kaum noch Platz.
Eine Flucht ist für Jemeniter nach Angaben der Helfer nicht möglich: Die Grenzen zu Saudi-Arabien werde abgeschirmt, die Länder auf der anderen Meeresseite - Dschibuti, Eritrea und Somalia - seien keine sicheren Anlaufstellen. 75 Prozent der Bevölkerung seien auf Hilfe angewiesen, hieß es. Nach der Hungerkatastrophe wüte seit Jahresbeginn die Cholera. 2.200 Menschen seien bereits an der Durchfallerkrankung gestorben, die Zahl der Verdachtsfälle liege inzwischen bei 900.000.
(KAP)