Klima, Mission und neue Strukturen
Fusion der Männer- und Frauenorden eine "Stärkung ihrer Sendung"
Der künftige gemeinsame Weg der Superiorenkonferenz der Männerorden und der Vereinigung der Frauenorden soll nicht nur strukturelle Vorteile bringen, sondern vor allem die "Berufung und Sendung als Ordensleute für die Kirche in der Welt von heute" stärken: Das haben die scheidenden Vorsitzenden der beiden Dachorganisationen, Altabt Christian Haidinger und Sr. Beatrix Mayrhofer, dargelegt.
Ziel des Wirkens der Ordensleute und ihres "Mitseins und Mitgehen in den Sorgen und Nöten der Menschen" sei es, Gottes Begleitung trotz aller Herausforderungen spürbar machen, sagten die beiden Vorsitzenden. Dabei geschehe vieles auch im Verborgenen, "nicht nur durch unser Tun, sondern vor allem auch durch unser Gebet", wie Sr. Mayrhofer betonte.
"Almdudlerpärchen" auf Augenhöhe
Die künftigen Vorsitzenden der gemeinsamen Ordenskonferenz hatten sich vor der Messfeier den Ordenstags-Teilnehmern vorgestellt, namentlich Erzabt Korbinian Birnbacher und seine Stellvertreterin Sr. Franziska Bruckner - "das Almdudlerpärchen, da wir ja beide in Tracht sind", wie Sr. Bruckner augenzwinkernd bemerkte.
Peter Bohynik, derzeit Generalsekretär der Ordensgemeinschaften, kündigte an, er werde den Übergang begleiten und seine Funktion dann mit 1. Mai 2020 an Sr. Christine Rod weitergeben. Die Ordensfrau der Missionarinnen Christi befindet sich derzeit noch auf einem Sabbatjahr in Israel.
Junge Ordensleute setzen sich für nachhaltigen Lebensstil ein
Nicht erst seit dem globalen Bewusstsein für den Klimawandel oder seit den "Fridays for Future"-Demonstrationen sind "Nachhaltigkeit" und "Schöpfungsverantwortung" Kernthemen des christlichen Menschenbildes und gerade auch in den Orden von hohem Stellenwert. Nichtsdestotrotz haben sich die Teilnehmer des "Ordenstages Young" am Montagnachmittag im Wiener Kardinal König-Haus mit neuen Ansätzen zu einem nachhaltigen Lebensstil im Kloster auseinandergesetzt.
Die jungen Ordensleute stellten auch Überlegungen an, wie die einzelnen Gemeinschaften und Konvente noch mehr für dieses Thema sensibilisiert werden können, wo es ja "schon immer so war" und es etwas länger brauche, bis Veränderungen angenommen bzw. umgesetzt werden.
40 junge Ordensmänner und -frauen in ihren ersten zehn Klosterjahren waren nach Wien-Lainz gekommen. Der "Ordenstag Young" dient neben der inhaltlichen Arbeit vor allem auch dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Austausch von Ordensleuten in den ersten Jahren ihres Ordenslebens.
Klimaschutz: Österreichs Kirche ist Vorreiterin
Die österreichische Bischofskonferenz ist mit ihrem bereits im März 2019 beschlossenen Rückzug des Kirchenvermögens aus allen Unternehmen, die fossile Energieträger fördern, weltweit ein Vorreiter. Das hat die Geschäftsführerin der Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz, Anja Appel, bei der Herbsttagung der Ordensgemeinschaften betont. Sie sprach von einer Entscheidung mit "enormer Signalwirkung". Österreich sei nach Belgien und Irland erst die dritte Bischofskonferenz weltweit, die sich mit allen Diözesen zum sogenannten "Divestment" entschieden hat, also den Abstoß unethischer Investitionen.
Diese Nachricht habe international auch für großes Aufsehen gesorgt, "nur in Österreich selbst nicht". Der Grund dafür erklärte sich Appel damit, dass "zeitgleich mit der Veröffentlichung dieser Entscheidung auch die Krebserkrankung von Kardinal Christoph Schönborn publik wurde". Damit sei die Aufmerksamkeit dahin gewesen. Nachdem der Kardinal nun wieder genesen sei, werde hoffentlich auch die Umwelt-Initiative der Bischöfe bzw. der katholischen Kirche in Österreich wieder mehr Aufmerksamkeit finden. Letztlich gehe es um ein Kernthema im Einsatz gegen den Klimawandel, betonte Appel.
Bei der Jahrestagung wurden auch einige Daten aus dem aktuell verfügbaren KOO-Jahresbericht (2018) präsentiert. Demnach brachten die heimischen Ordensgemeinschaften 2018 rund 7,8 Millionen Euro für Hilfsprojekte in Entwicklungsländern auf. Allerdings dürfte die tatsächliche Zahl noch deutlich höher liegen, da nicht alle Orden ihre Zahlen an die KOO bekanntgaben.
Die Mission katholischer Schulen ist der Dialog
Es gehört zum Grundauftrag der katholischen Kirche, Dialoge zur Förderung des Gemeinwohles zu führen - weshalb die von ihr geführten Schulen Kinder und Jugendliche zur Führung von Dialogen befähigen müssen: Das hat der Steyler Missionspater Franz Helm beim "Schultag" dargelegt. Erst im Dialog und in der Zusammenschau von Wissensgebieten könnten sich Schüler entfalten, die nötigen Verbindungen herstellen und die Relevanz des Gelernten für ihr Leben und für die Zukunft der Gesellschaft entdecken, erklärte der Missionstheologe. Die Erkenntnis, dass es eigene Stärken und Talenten für andere einzusetzen gilt, könne daraus erwachsen.
Bereits der Begriff "katholisch" beinhalte den Blick für "das Ganze" sowie auch Offenheit und Sorge dafür, sagte P. Helm. Die Kirche müsse in ihrem "Dialog mit der Welt" den Glauben "neu durchbuchstabieren" vor dem Hintergrund anderer Weltanschauungen und Kulturen. So könne man Jugendlichen vermitteln, "dass der Glaube mit meinem Leben zu tun hat und mir beim Wachsen und reifen hilft". Doch auch der Kontakt mit anderen Religionen verbessere sich durch den Dialog-Zugang, da er das Zusammenleben bzw. Teilen des Lebens, den gemeinsamen Einsatz für Gerechtigkeit und Friede sowie den Austausch über Glaubensinhalte ermögliche.
In der Frage nach den nötigen Grundpfeilern für Dialog liefert laut dem Steyler Missionar die Papst-Enzyklika "Laudato si" wichtige Hinweise. So werden dort beim Thema der ökologischen Bildung u.a. Haltungen wie Achtsamkeit, Verbundenheit, Genügsamkeit und auch "Mystik und Prophetie" eingefordert. Wichtig seien auch Gleichwürdigkeit, Respekt und bedingungslose Anerkennung. Helm: "Dialog lebt von Respekt, Zuhören, der Fähigkeit, sich authentisch mitteilen zu können wie auch von Ergebnisoffenheit. Gemeinsam suchen wir danach, wohin Gott uns führen will." Für Lehrer bedeute dies das "heilsame Eingeständnis" gegenüber sich selbst und den Schülern, "dass sie auch nicht alles wissen und letztlich lernen müssen".
Abschied vom Bildungsreferat-Leiter
Bei der Tagung würdigte die Vorsitzende der Frauenorden, Sr. Beatrix Mayrhofer, den scheidenden Leiter des Bildungsreferates der Orden, Rudolf Luftensteiner, für sein langjähriges Wirken als "erste offizielle Laienstimme" im Präsidium der Frauenorden. Die Ordensfrau stellte dabei den Religionslehrer und Schulpastoralexperten Clemens Paulovics als Luftensteiners Nachfolger vor. Die Übergabe von Luftensteiner an Paulovics erfolgt am 1. Jänner.
Mehrere diözesane Schulamtsleiter, Privatschulreferenten und Fachinspektoren für Religion waren neben den rund 300 Schuldirektoren ebenfalls zugegen, wie auch die beiden neugewählten Vorsitzenden der künftigen gemeinsamen österreichischen Ordenskonferenz, Erzabt Korbinian Birnbacher und Sr. Franziska Bruckner.
Alle Berichte und weitere Informationen: www.ordensgemeinschaften.at #otag19
(kap/red)