Pater Bleibtreu war ein Schatz

Der letzte Abschied von Pater Karl Bleibtreu in Linz Don Bosco.

Mehrere hundert Freundinnen und Freunde, Wegbegleiter, die treue Gruppe der Ehemaligenbewegung, die Don Bosco Blasmusikgruppen, Don Bosco Schwestern und Salesianer kamen am Samstag, dem 24. September 2016 zum Requiem und Begräbnis von Pater Karl Bleibtreu, zuletzt Pfarrer in Linz Don Bosco. Susanne Wegscheider nahm als Vertreterin der Stadt Linz an der Trauerfeier teil.

Die beiden Altbischöfe Maximilia Aichern und Ludwig Schwarz, ebenfalls Salesianer, feierten mit zahlreichen Mitbrüdern und Geistlichen das Requiem und die anschließende Beerdigung am Friedhof St. Barbara. Bischof Aichern erinnerte die Trauergemeinde: "Pater Bleibtreu ist ein Schatz!" und so dankte auch Provinzial Pater Petrus Obermüller seinem verstorbenen Mitbruder in der Predigt:

„Ich habe Gott versprochen, bis zum letzten Atemzug für meine armen Jugendlichen dazusein.“ Dieses Zitat von Don Bosco steht nicht nur am Beginn unserer Ordensregel, sondern diese Aussage trifft wohl genau das Leben von P. Bleibtreu.

Bis zum letzten Atemzug. Bis vor ein paar Wochen war P. Bleibtreu als 80-jähriger Pfarrer trotz der angeschlagenen Gesundheit hier in Don Bosco unermüdlich tätig. Bis zum letzten Atemzug hat er Ende August noch Exerzitien bei den Schulschwestern in Wien gehalten. Er hat sich verausgabt, alles gegeben, was er hatte, bei der Arbeit mit der Jugend, in den jeweiligen Pfarren. Bis zum letzten Atemzug, war er für die Anderen da.
Ich erinnere mich noch gut an unsere gemeinsame Zeit im Studentenheim Don Bosco in Wien. Es war von 1995 bis 2000 und er war damals mein Direktor. Ich war erstaunt mit welchem Schwung er jede Arbeit begonnen hat und mit welcher Leidenschaft er für die Jugend fast rund um die Uhr dagewesen ist. Die Begeisterung für Don Bosco hat man von seinem Gesicht ablesen können. Als junger Salesianerpriester hat mich das sehr beeindruckt, wie er mit Freude die Ordensberufung gelebt hat. Ich denke, dass jeder und jede von uns wohl solche und ähnliche Erfahrungen mit ihm machen durfte.

Woher hat er so viel Kraft für den großen Einsatz gefunden? Auf dem Fußballplatz oder beim Tischtennisspielen, bei den Bautätigkeiten in Graz und Wien oder beim Religions- und Musikunterricht. Sein Einsatz und seine Energien waren ja erstaunlich. Woher hat er so viel Kraft gefunden, woher hatte er diesen langen Atem?

Aus der Beziehung mit Gott. Eine feste Überzeugung, dass wir nicht allein auf der Welt sind hat ihn erfüllt. In der Lesung aus dem Johannesbrief hat es geheißen: „Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es.“ Was für eine Aussage! Wir – gewollt, geliebt und angenommen – von Gott selbst. Eine Botschaft, die wir uns nicht selber geben und verdienen können, sondern nur dankbar als Geschenk annehmen dürfen. Und wie antworten wir auf dieses Geschenk der unverdienbaren Liebe Gottes?

„Die Freude an Gott ist unsere Kraft.“ Dieses Wort aus dem Buch Nehemia ist die Antwort von P. Bleibtreu gewesen. Auch in den letzten Tagen im Krankenhaus hat er dieses Wort immer wieder wiederholt. „Die Freude an Gott, Halleluja, ist unsere Kraft, Halleluja!“ Schon berührend, dass er dieses Halleluja der Auferstehungsfreude dazugesetzt hat. Am Ende des Lebens, in der Intensivstation, gibt man preis, woraus man lebt. Wie unerschütterlich muss sein Glaube an den auferstandenen Herrn Jesus Christus gewesen sein, dass er in dieser Situation so betet! Wie häufig muss er im Laufe seines Lebens die Vereinigung mit Gott im Gebet gesucht haben, dass am Ende des Lebens eine solche Aussage über die Lippen kommt. Unsere Kraft ist die Freude am Herrn!

Dieser starke Glaube ist im Laufe seines Lebens gewachsen. Dabei war ihm schon seit der Kindheit Don Bosco ein großes Vorbild. Im Brief um die Zulassung zum Noviziat hat er geschrieben: „Bei den Salesianern in Graz wurde auch mein Wunsch Priester zu werden bestärkt“. In der Nachfolge Jesu wollte er ganz wie Don Bosco für die Jugend dazu sein. „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“ war nicht nur sein Lieblingsspruch, sondern auch sein Lebensprogramm. Karls fröhliche, heitere, humorvolle, offene und begeisterte Art wird uns in Erinnerung bleiben.

Gutes tun. Bei der Arbeit mit den Jugendlichen hat er sein musikalisches Talent genutzt um in ganz persönliche Gespräche mit einzelnen zu kommen. An jeder seiner Wirkungsstätten entstand eine Jugendblaskapelle, deren Dirigent er zuerst immer selber war. Er verstand es, Kinder und Jugendliche für das Musizieren zu begeistern. Dabei versäumte er es nicht, die jungen Menschen zu „guten Christen und verantwortungsvollen Bürgern“ zu formen. Hatte die Blaskapelle sich stabilisiert, gelang es ihm immer wieder, sein Werk an andere weiterzugeben.
39 Jahre, die Hälfte seines Lebens, war er Direktor in Salesianerhäusern und hat sich zum Wohl gerade auch der älteren Mitbrüder eingesetzt. Regelmäßige Einkehrtage, aber auch die schönen und liebevoll gestalteten Feiern der Geburts- und Namenstage waren ihm ein großes Anliegen. Dabei hat er seine Wertschätzung den einzelnen Mitbrüder gegenüber zum Ausdruck gebracht.18 Jahre war er im Provinzialrat und hat die Geschicke der Provinz wesentlich mitgetragen.

P. Bleibtreu war aber auch ein großartiger Organisator und Bauherr. In Graz war es notwendig, das ganze Pfarrzentrum neu zu entwerfen und zu bauen. Im Salesianum in Wien stand dem ältesten Salesianerhaus im deutschsprachigen Raum eine Totalsanierung an. Mit viel Zeitaufwand, oft bis Mitternacht und danach, hat er Überlegungen und Finanzaufstellungen gewälzt, damit das Vorhaben für die Jugend umgesetzt werden konnte.
Er hat den langen Atem eines guten Hirten gehabt, der sich immer sehr viel Zeit für die schwächeren und benachteiligten Menschen genommen hat. Aufmerksam war er seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gegenüber und hat sie und vor allem auch älteren Wohltätern, sein Leben lang seine Dankbarkeit spüren lassen, durch kleine Aufmerksamkeiten wie Postkarten aus dem Urlaub.

In seiner optimistischen, konsequenten, unbeirrbaren, manchmal auch kompromisslosen Grundeinstellung kommt etwas vom Spatzen pfeifen lassen zum Vorschein. Sein Versprechen, das Assistenzprinzip, die Haltung des guten Hirten hat P. Bleibtreu bis ins hohe Alter, ja bis zum letzten Atemzug konsequent umgesetzt.

Auch wenn der Abschied von ihm schmerzt, so steht heute doch die Dankbarkeit im Vordergrund, dass Gott in uns geschenkt hat. Wir brauchen Menschen wie ihn, die uns den Himmel offenhalten, die uns bezeugen, dass die Freude am Herrn unsere Stärke ist."

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