Getragen von der Liebe Gottes
Provinzial Pater Petrus Obermüller würdigte das Leben und den Einsatz von Pater Adolf Scharwitzl in seiner Predigt beim Requiem am 5. Februar 2020 in der Salesianerpfarre Neuerdberg.
„Ich denke oft an das wunderbare Taufgespräch, das einiges in mir bewirkt hat.“ „Du hast mich bei vielen Stationen meines Lebens begleitet.“ „Erinnere mich gerne an unser letztes Gespräch in Klagenfurt.“ „Ein lieber Freund meiner Familie!“ „P. Scharwitzl war ein sehr netter und freundlicher Mann und hat meine beiden Geschwister getauft.“ Soweit einige Aussagen vom Facebook
Wo hat Adi so viel Kraft und auch die spürbare Freude für den unermüdlichen Seelsorgeeinsatz gefunden - trotz der 25-jährigen Erkrankung an Krebs?
Wer ihn gekannt hat – und das sind wahrlich viele -, hat gemerkt, dass ihm die Gottesbeziehung das tragende Fundament seines Lebens gewesen ist. Sein Leben hat er – wie es im Evangelium gelautet hat - auf diesen Felsen (auf)gebaut. Er wusste sich getragen, getragen von der Liebe Gottes. Vielleicht ist das überhaupt die Kurzformel unseres Glaubens: „Jedes menschliche Leben ist von der Liebe Gottes getragen in diesem einmaligen irdischen Leben und einmal in der Ewigkeit. Jesus Christus hat uns diese Frohe Botschaft gebracht. Und christlicher Glaube besteht darin, sich von dieser Liebe Gottes erfassen zu lassen und ihr zu antworten. Sozusagen in der Liebe bleiben, wie es in der Lesung geheißten hat: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.“ Und bleiben ist hier mit allen Freuden und Zweifeln, allen schönen Erfahrungen und dunklen Stunden gemeint.
Ich glaube, dass er letztlich felsenfest auf Gott vertraut hat.
Betrachten wir im Licht dieser Schriftworte seinen Lebens- und Glaubensweg.
Adi wurde am 17. Juni 1937 in Klagenfurt St. Ruprecht – einer Salesianerpfarre - geboren, wo er auch die Volksschule und das Gymnasium besuchte. Schon als Kind und dann besonders als Jugendlicher hat er sich im Knabenheim in St. Ruprecht wie zu Hause gefühlt.
So schreibt er im Juli 1956 dem Direktor P. Banka folgenden Brief: „In den letzten 5 Jahren habe ich das Arbeiten und den Geist der Salesianer in meiner Pfarre kennengelernt. Mit meinem Jugendseelsorger habe ich an verschiedenen Ferienaktionen teilgenommen und mitgeholfen; ich bin auch in der Ministranten- und Jungscharführung tätig. Ich glaube, dass ich zum Priestertum berufen bin. Gerne möchte ich in diesem Beruf bei den Salesianern Don Boscos für die Jugend arbeiten und bitte daher um Aufnahme in den Salesianerorden. Unterschrift: Adolf Scharwitzl
Mit 19 Jahren geht Adi nach Oberthalheim ins Noviziat. Im selben Noviziatskurs war auch Bischof Ludwig. Und nach der ersten Profess kommt er hierher nach Wien 3 zum Praktikum ins Knabenheim. Theologie studiert er dann in Benediktbeuern und wird am 29. Juni 1965 in UW zum Priester geweiht. 8 Jahre verbringt er als junger Priester in Linz, zuerst in der Pfarre St. Severin und dann in Don Bosco, wo er auch sehr gern mit den FMA zusammenarbeitete.
1973 beginnt seine 45-jährige durchgehende Wiener Zeit. Zuerst 5 Jahre als Kaplan in Wien Inzersdorf, wo er in der Schule Religionsunterricht gibt, viele Jungschargruppen aufbaut und zur Blüte des Jugendzentrums beiträgt. Mit seiner Offenheit und Fröhlichkeit wird er für viele junge Menschen prägend.
Es folgen 19 Jahre hier in der Pfarre Don Bosco, zuerst als Kaplan und dann als Pfarrer. Die Zeit der vollen Kirche war zu Ende, aber noch in vielen Köpfen präsent. Viele empfanden dies als Niedergang, doch gab es gerade in seiner Amtszeit einige Veränderungen, die man wohl als Aufbruch bezeichnen kann. Der Volksalter hier geht auf seine Initiative zurück, mitten unter den Mitfeiernden. Während die meisten Pfarren Ostern am Abend des Karsamstags feierten, gibt es in Neuerdberg die Feier der Auferstehung am Sonntag um 5.00 Uhr. In der Finsternis der Nacht hat das Osterfeuer eine andere Wirkung als nach der Abenddämmerung. Und er versuchte auch stets Eltern von gerade Neugeborenen zu überreden, ihr Kind in der Osternacht taufen zu lassen.
„Vor 100 Jahren hat die Kirche die Arbeiterschaft verloren. Heute ist sie dabei die Frauen zu verlieren!“ sagte er immer wieder. Dies zumindest in seinem
Einflussbereich zu verhindern, war seine Mission. So gab es in Neuerdberg sehr bald Ministrantinnen, Lektorinnen, Kommunionspenderinnen und eine weibliche
Vorsitzende im Pfarrgemeinderat.
Die Don Bosco Blaskapelle verdankt ihm, dass er den ehemaligen Leiter der Blasmusik Josef Schuh überreden konnte noch einmal die Kapelle zu übernehmen und sie erlebte einen neuen Aufschwung, der bis heute andauert.
In den 90-er Jahren, als viele bosnische Flüchtlinge nach Österreich kommen, ergreift er die Initiative und es werden hier in den Pfarrräumlichkeiten bis zu 60 Flüchtlinge untergebracht. Viele aus der Pfarre helfen sehr engagiert mit.
Eine Krebserkrankung 1997 macht eine Veränderung notwendig. P. Scharwitzl wird Aushilfskaplan in Inzersdorf Neustift und wohnt fortan hier in der Nähe in der Würzlerstrasse, gehört aber zur Gemeinschaft von Inzersdorf. Der Kontakt zur VS und die damit verbundene Erstkommunionvorbereitung ist ihm ein ständiges Anliegen. Vielen Kindern von damals werden seine Erklärungen z.B. vom Wort Amen – das bedeutet: „So sei es!“ – wohl ewig in Erinnerung bleiben. Unermüdlich ist er bereit Schulbeichten zu hören, ist gefragt bei Taufen und Hochzeiten – nicht nur im Pfarrgebiet. Das führt ihn bisweilen nach Linz und Klagenfurt, denn ein kleines Auto hatte er immer und das erlaubte ihm einen großen Aktionsradius.
17 Jahre hat er nach dem Tod von P. Debray regelmäßig im Wagenrad Gottesdienste gefeiert und dort Professor Haid tatkräftig unterstützt.
Es kann wohl kaum einer einschätzen, wie viele Geburtstagsgratulationen per e-mail oder per Telefon er im Laufe der Jahre getätigt hat – einfach um den Menschen Freude zu bereiten, einfach so. Liebe sucht Ausdrucksformen. Eine Stärke von Adi war, dass er in Gesprächen und Telefonaten auf die Leute unheimlich gut eingehen konnte.
Sein Getragen Sein von Gottes Liebe und diese herzliche und liebenswürdige Vermittlung werden uns in Erinnerung bleiben. Und wir dürfen trotz des Abschiedsschmerzes voller Zuversicht sein, dass Adi nun ganz bei Gott sein darf.