Etwas Freude im Alltag

Zur Lage der Christen in Syrien und der Arbeit der Salesianer Don Boscos in Aleppo.

Papst Franziskus hat am ersten Abend seines Georgienbesuchs ein Friedensgebet für die leidenden Menschen im Nahen Osten gehalten. „Lass die von Bomben ausgebrannten Völker die Freude deiner Auferstehung kosten, hebe den Irak und Syrien aus der Verwüstung“, betete er Ende September am Sitz der chaldäischen Kirche in Tiflis.
Bereits im Rahmen seiner Generalaudienz hatte das katholische Kirchenoberhaupt eine sofortige Waffenruhe in Aleppo (Syrien) gefordert. Der Schutz der Zivilbevölkerung sei eine „zwingende und dringliche Pflicht“, sagte er auf dem Petersplatz. Die für die Bombardierungen Verantwortlichen müssten sich vor Gott rechtfertigen, drohte er in einer freien Einfügung in das Redeskript. Er empfinde „tiefen Schmerz und große Besorgnis“ angesichts der dramatischen Nachrichten aus Syrien, sagte Franziskus. 

Auch der päpstliche Nuntius in Syrien, Erzbischof Mario Zenari, zeigte sich tief erschüttert über die Lage in Aleppo: „Die Krankenhäuser sind überfüllt, Medikamente fehlen, vom Himmel regnen Bomben.“ Dies sei „ein Albtraum, der die Hoffnungen auf eine Verlängerung des Waffenstillstands für Syrien zerstauben lässt“, sagte Zenari. Im Rahmen eines Symposiums am Donnerstag an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom hatte er seine Besorgnis insbesondere im Hinblick auf die jungen Menschen und die Zukunft seines Landes ausgedrückt: „Wenn junge Menschen ein Land verlassen, so gleicht dies einem weiteren Bombardement, da Gesellschaft und Kirche so in ihrem Herzen getroffen werden“, so Zenari.

Die Lage in Aleppo nannte der Papstbotschafter, der in Damaskus residiert und deshalb mit Kritik am Assad-­‐Regime ansonsten generell zurückhaltend ist, „nicht hinnehmbar“. Zenari sagte: „Das ist eine Schande für die internationale Gemeinschaft, dass man so viele Menschen einfach schutzlos ihrem Schicksal überlässt.“ Die Menschen in Aleppo seien „nicht alles 'Terroristen'. Die Mehrheit von ihnen sind normale Zivilisten, Frauen, Kinder, alte Leute.“ Der päpstliche Nuntius fügte hinzu: „Was da geschieht, lastet nicht nur auf dem Gewissen derer, die den Konflikt stoppen oder für den Respekt des Völkerrechts sorgen könnten. Es ist eine Schande, die auf dem Gewissen aller lastet.“ In dem Konflikt würden „nicht mal die elementarsten Normen des Völkerrechts wie etwa der Schutz der Zivilbevölkerung respektiert“.

Kritisch sieht Zenari die Zukunft der einheimischen Christen in Syrien. Gegenwärtig finde ein Exodus – ein Aderlass – statt, der den Reichtum der historischen orientalischen Kirchen gefährde und ein Drama für das Land darstelle. Mindestens die Hälfte der syrischen Christen sei seit Kriegsbeginn ausgewandert. Sie verstreuen sich über alle Welt und werden früher oder später absorbiert.

Die Salesianer Don Boscos setzen ihre Arbeit für und mit jungen Menschen in Aleppo unterdessen fort. „Wenn Elefanten miteinander kämpfen, so ist es das Gras unter ihnen, das zerquetscht wird“, kommentiert Pater Pierre Jabloyan, ein Salesianer in Aleppo, die aktuelle Situation. Er wurde in Aleppo geboren, der Stadt, die nun zum Symbol des Krieges wurde. Derzeit koordiniert Jabloyan die Aktivitäten im Oratorium der Salesianer in Aleppo und gibt trotz der schwierigen Lage nicht auf. Zusammen mit seinen Mitbrüdern und vielen Helfern hält er die zahlreichen Aktivitäten für Kinder, Jugendliche und Familien aufrecht mit dem Ziel, ihnen täglich etwas Freude in einen Alltag zu bringen, der ansonsten von Unsicherheit und Angst gekennzeichnet sei.

Die von Rebellen gehaltenen Gebiete im Osten Aleppos sind seit Wochen von der Außenwelt abgeschnitten. Nach tagelangen schweren Bombardements begannen Truppen von Syriens Staatspräsident Baschar al-­‐ Assad und verbündeten Einheiten am vergangenen Dienstag mit einer Bodenoffensive, um die frühere Wirtschaftsmetropole in ihre Gewalt zu bekommen. Die Stadt erlebt seitdem die heftigsten Bombardierungen der syrischen und russischen Luftwaffe seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011. Seit vergangenem Sonntag starben in Aleppo fast 340 Menschen, darunter 106 Kinder, wie das UN-­‐ Nothilfebüro OCHA mitteilte.

(RefÖA SDB Deutsche Prozinz/kh, 01.10.2016, Zusammenfassung aus Berichten der ANS und der KNA vom 28./30.09.2016)

Zurück zur Übersicht

Um die volle Funktionalität unserer Website zu gewährleisten bzw. unser Angebot zu optimieren, setzt unsere Website Cookies. Weiterlesen …