Die Mörder kamen um halb zehn

Vor 40 Jahren wurde Pater Rudolf Lunkenbein in Brasilien ermordet.

Vor vierzig Jahren sah das Volk der Bororo sah einen seiner Lieblingssöhne verbluten. Ein junger Mann erinnerte sich in diesen Tagen: "Pater Rudolf hat unser Volk und unser Land gerettet. Er liebte Kinder und hat für uns gekämpft. Denn wir waren bedroht, unser Land unsere Kultur, unser Leben und unsere Träume zu verlieren.“ Der Salesianerpater aus Deutschland starb als Missionar, der sein Volk zu verteidigte. Er wurde gemeinsam mit seinem Verteidiger Simão Bororo in der Meruri-Mission, wo er tätig war, von Grundbesitzern getötet. Am 15. Juli war der 40. Jahrestag ihres Martyriums.

Die Mörder kamen morgens ums halb zehn. Rund 60 Großgrundbesitzer aus der Umgebung von Meruri im nordwestbrasilianischen Bundesstaat Mato Grosso sind aufgebracht, weil sie Land an die Ureinwohner abtreten sollen. Ihr Zorn richtet sich vor allem gegen einen Mann: Salesianerpater Rudolf Lunkenbein. Denn der 37-Jährige hatte sich für eine Landvermessung eingesetzt, um die Bororo-Indianer vor der Besetzung ihres Gebietes durch weiße Siedler zu schützen. Wenige Minuten später ist er tot – erschossen von Manoel Borges da Silva, dem Anführer der Hacienderos.

Worum ging es bei der Ermordung des Salesianerpaters? Der Bundesstaat Mato Grosso war seit Jahrhunderten das Siedlungsgebiet der Bororo-Indianer. Doch in den siebziger Jahren kauften Großgrundbesitzer ihr Land auf, um dort Sojabohnenplantagen zu errichten - tatkräftig unterstützt von der Militärregierung, die an der Lizenzvergabe verdiente. Pater Lunkenbein, der 1973 als Missionar nach Mato Grosso gekommen war, setzte sich deshalb für die Einrichtung von Schutzzonen und Entschädigungen für die Indianer ein. Zu diesem Zweck sollten die Reservate staatlich vermessen und von den weißen Siedlern geräumt werden. Doch der ständige Druck, den der kämpferische Salesianer zusammen mit dem Indianermissionsrat CIMI auf die brasilianische Regierung ausübte, hat sich gelohnt: 1988 verabschiedete die brasilianische Bundesverfassung das Recht der Indios auf ihre traditionell besetzten Gebiete. Heute leben in Mato Grosso rund 3.000 Bororos - etwa zehn Mal so viel wie zurzeit von Pater Lunkenbein.

Lunkenbein ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass die Salesianer fremden Kulturen gegenüber nicht nur Respekt und Wertschätzung entgegen bringen, sondern sich selbst unter Einsatz ihres Lebens für sie stark machen. Pater Gildasio Mendes, Provinzial von Brasilien-Campo Grande erklärte: "Pater Lunkenbein war denen nahe, die leiden.“ Sein Motto lautete: "Ich bin gekommen, um zu dienen und mein Leben zu geben", eine Phrase, die seine tiefe Überzeugung von seinem Bund der Liebe mit Christus mit den Indigenas, für die er sein Leben gab, zum Ausdruck bringt. „Pater Lunkenbein war ein Mann voller Menschlichkeit und Solidarität, mit einer unermüdlichen und fleißigen Hingabe.“

(dbm/ANS/red)

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