Eine Politik für die Schwächsten
In einer offenen Stellungnahme der Ordensgemeinschaften an die Regierung plädieren die Präsidentin der Vereinigung von Ordensfrauen Sr. Beatrix Mayrhofer und der Vorsitzende der Männerorden Abt em. Christian Haidinger für eine Politik, die der christlichen Verantwortung den Schwächsten gegenüber gerecht wird.
„Mit großer Sorge erleben wir in den letzten Tagen eine rigide Verschärfung im Umgang mit jenen jungen Menschen, die bei uns um Asyl ansuchen. Wir sehen, dass der Integrationswille, die konkrete Ausbildung junger Menschen, ja nicht einmal mehr die Bedürfnisse unserer Gewerbebetriebe in den Blick genommen werden. Abschiebung erscheint wichtiger als Ausbildung. Gesetzeskonform wird gegen die Bedürfnisse der Menschen, der Gesellschaft, der Wirtschaft entschieden. Gerade weil geltendes Gesetz zur Anwendung gebracht wird, zeigt sich, dass dieses Recht zu schreiendem Unrecht wird, wenn es den Blick auf den Menschen verliert.
Don Bosco Flüchtlingswerk: Orientierung am Wohlergehen der Kinder und Jungen
Michael Zikeli, Geschäftsführer des Don Bosco Flüchtlingswerks, sagt dazu: "In Österreich war die Orientierung am Wohlergehen der Kinder und Jungen für lange Zeit gesellschaftlicher Grundkonsens und oberstes Prinzip und wurde nicht in Frage gestellt. Dieser Tage erleben wir das zum Beispiel minderjährige Flüchtlinge keine Lehre mehr machen dürfen. Was bedeutet dieses konkret, unabhängig vom Einzelfall und Einzelschicksal? Gilt das Prinzip der Orientierung am Kindeswohl und am Jugendwohl nicht mehr? Diese Frage kann nicht unbeantwortet bleiben. Wenn dem so ist muss dieses auch klar ausgesprochen und verantwortet werden. Wenn dem nicht so ist können und dürfen Maßnahmen welche sich dezidiert gegen das Kindes und Jugendwohl richten nicht umgesetzt werden.
In der Stellungnahme der Ordensgemeinschaften heißt es weiter:
Aus unserer christlichen Haltung als Ordensfrauen und Ordensmänner mahnen wir einen gastfreundlichen Blick auf Menschen ein. Wir plädieren mit aller Deutlichkeit: Halten wir unsere Gesellschaft offen für jene Menschen, die vor Krieg, Not und Verfolgung ihr Leben retten und sich erfreulicher Weise hier integrieren wollen. Es darf nicht sein, dass auf Kosten der Schwächsten Politik gemacht, Angst geschürt, einer Verrohung der Sprache Vorschub geleistet wird und so positive Beispiele der Integration in allen Bereichen der Gesellschaft ignoriert werden.
Fremdes bereichert
Die Anwendung des Gesetzes dem Buchstaben nach untergräbt das Bemühen so vieler Menschen, die unsere Gesellschaft im Geist des Humanismus und aus christlicher Überzeugung tragen. Für uns Ordenschristinnen gilt als eine Grundaussage: „Fremdes bereichert“.
Aus christlich-sozialer Verantwortung plädieren wir für eine Änderung der migrationsfeindlichen Haltung, der Verrohung der Sprache und der herzlosen Auslegung des Gesetzes.
Für die Lehrlinge setzen sich derzeit viele Verantwortliche in der Wirtschaft ein, wir erheben unserer Stimme für alle jungen Menschen, die ihre Ausbildung begonnen haben, weil wir überzeugt sind, dass die Menschenwürde unteilbar ist.
Wir erinnern in diesen Tagen an die unmissverständlichen Worte Jesu: Was ihr den Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan. Gott setzt bei den Geringsten an und will, dass sie ein gutes Leben führen können. Wir plädieren für eine Politik, die allen Menschen gerecht wird.“
(ordensgemeinschaften/red)