Ebola-Ausgangssperre aufgehoben
Nach der Ausgangssperre in Sierra Leone begrüßte der Salesianerbruder Lothar Wagner, Direktor des Kinderschutzzentrums Don Bosco Fambul in Freetown, dass die Regierung von ihren ursprünglichen Zielsetzungen abgelassen habe. So hätten die Tausenden Regierungsbeamten Aufklärungsarbeit geleistet und seien nicht in Häuser oder Hütten eingedrungen, um Tote oder Infizierte zu finden.
Auch sei es abends für die Bevölkerung möglich gewesen, Gebetshäuser aufzusuchen, was viele Tagelöhner zum Brotkauf nutzten. So konnten befürchtete Auseinandersetzungen vermieden werden. Dennoch übte der 41-jährige Salesianer Kritik an der Regierung: „Die sehr abgeschwächte Ausgangssperre und die damit verbundene Aufklärungskampagne kam drei Monate zu spät und ist nicht die richtige Antwort auf die aktuelle Situation. Wir brauchen so schnell wie möglich mindestens 5.000 Betten für Ebola-Infizierte, mehr Labore, die sofort Ebolatests durchführen können und entsprechendes Fachpersonal. Je länger wir zögern, umso teurer wird die Bekämpfung der Ebola!“.
Seife, aber kein Wasser
Die Verteilung von Seife durch die Vereinten Nationen habe laut Bruder Lothar viel Kraft von den zahlreichen Freiwilligen erfordert, dennoch passe diese Aktion einfach nicht zur aktuellen Lage. Da viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, waren 31 Don Bosco Mitarbeiter während der Ausgangssperre mit mobilen Wasserbecken in Armenvierteln unterwegs bzw. positionierten eines am Eingang des Hauptgefängnisses von Freetown, "Seife ohne Wasser mache schließlich keinen Sinn". Zusätzlich hielten die Helfer Ausschau nach obdachlosen Straßenkindern, für deren Aufnahme in ihrem Jugendzentrum kurzfristig 200 weitere Plätze zur Verfügung gestellt worden waren.
Gesundheitssystem zusammengebrochen
Bruder Lothar befürchtet einen weiteren rasanten Anstieg der Zahl der Ebola-Toten: „Es muss endlich Schluss sein mit den halbherzigen Willenserklärungen westlicher Regierungen. Wir brauchen eine massive - eine noch nie da gewesene Hilfsaktion!“ So müsse dringend für die ordnungsgemäße Bestattung der Toten Sorge getragen werden: „Gegenüber Don Bosco Fambul liegt ein Armenviertel. Ganze 36 Stunden lag eine Leiche in einer Hütte, der Gestank war bereits unerträglich und die Menschen in großer Unruhe. Verwandte dürfen keine Toten mehr waschen und selbst zum Friedhof bringen, jeder Tote muss gemeldet werden. Dann kümmert sich ein Beerdigungsteam in Schutzkleidung um die Bestattung. Aber mittlerweile sind diese Teams völlig überfordert, denn viele Menschen sterben zuhause auch an Malaria, Typhus oder Tuberkulose, da die meisten Krankenhäuser geschlossen haben. Angesichts dieser dramatischen Situation ist es unverständlich, warum die Vereinten Nationen Seife verteilen, anstatt mitzuhelfen, dass endlich ein funktionierendes Gesundheitssystem aufgebaut wird,“ so Lothar Wagner.
Unmittelbar nach der Ausgangssperre setzte Don Bosco Fambul die Verteilung von Nahrungsmitteln an Familien in Armutsvierteln fort, denn mittlerweile droht neben der Ebola-Epidemie auch eine Hungerkrise. Bruder Lothar Wagner und das Team von Don Bosco Fambul werden von der Don Bosco Partnerorganisation Jugend Eine Welt unterstützt.
(Angelika Gerstacker)