Don Bosco und die Gesellschaft der Freude

Wie Papst Franziskus meinte Don Bosco, dass es keinen traurigen Christen gebe.
Don Bosco nimmt Kindern die Beichte ab.

200 Jahre nach der Geburt des Ordensgründers genießt der Name Giovanni Bosco nach wie vor große Beliebtheit. Allerdings wissen nur wenige Menschen von den vielen auf den Heiligen aus dem Piemont zurückgehenden innovativen Aktivitäten. Im Zuge der Belebung des Oratoriums gründete Don Bosco beispielsweise die „Società dell’allegria“ (Gesellschaft der Freude) in der Absicht, Spiele zu veranstalten, Gespräche zu führen und Bücher zu lesen, die einen Beitrag zur Freude aller leisteten. Untersagt war jedoch alles, was zu Schwermut führte; insbesondere ein Ungehorsam dem Gesetz des Herrn gegenüber.

Um einen tieferen Einblick in die Geschichte der „Società dell’allegria“  zu erlangen, führte ZENIT ein Interview mit Don Roberto Spataro, der als Sekretär der „Pontificia Accademia Latinitatis“ und Dozent an der Päpstlichen Universität der Salesianer wirkt.

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Erzählungen zufolge war Don Bosco ein Optimist, stets froh gestimmt, komponierte Musik, Lieder, Gesänge und schrieb Gebete …

Don Roberto Spataro: Don Bosco war vielseitig. Die Natur hatte ihm viele intellektuelle Gaben und viele praktisch-manuelle Fertigkeiten mitgegeben. Er ist ein fröhlicher Heiliger. In „Gaudete in Domino“, einem sehr schön Brief von Papst Paul VI., wird er in den Reigen der „Heiligen der christlichen Freuden“ aufgenommen.

In „Giovane provveduto“, einem von Don Bosco verfassten Handbuch für die christliche Bildung, ist dazu Folgendes zu lesen: „Mit zwei vordergründigen Täuschungen will der Teufel die jungen Menschen von den Tugenden entfernen. Zunächst pflanzt er in ihren Geist den Gedanken, dass der Dienst für den Herrn in einem von Schwermut geprägten Leben fern von jedem Vergnügen und jedem Genuss bestehe. So ist es jedoch nicht, liebe junge Menschen. Ich möchte euch in einer Methode des christlichen Lebens unterrichten, die zugleich Freude und Zufriedenheit beinhaltet und euch eine Ahnung davon gibt, was die wahren Vergnügen und Genüsse sind. Das Ziel dieses Büchleins besteht genau darin: dem Herrn zu dienen und stets froh zu bleiben.“

Don Boscos Optimismus ist frei von Naivität. Er weiß sehr gut um die dunklen Neigungen der menschlichen Natur Bescheid, glaubt jedoch an die übernatürlichen Ressourcen der Gnade. Daher wählte er den hl. Franz von Sales zu seinem Vorbild, einen hervorragenden Vertreter des hingebungsvollen Humanismus, d.h., einer realistisch positiven Auffassung des Menschen, die für das Wirken der Gnade offen war.

Don Bosco war vor allem in den ersten Jahren seines Amtes Musiker und auch Komponist; er schrieb religiöse Lieder. Er hatte als Student in Chieri das Orgelspiel erlernt. Sein Glaube an den erzieherischen Wert der Musik war sehr stark. So pflegte er zu sagen: „Ein salesianisches Haus ohne Musik ist wie ein Leib ohne Seele“.

Im Oratorium von Don Bosco wird gespielt, gesungen, es kommt zur Aufführung von Operetten, eine Band vereint sich. Obwohl sich die Formen und der Geschmack der jungen Menschen im Laufe der Zeit verändern, ist diese Tradition in salesianischen Kreisen stets lebendig. Für diese für das salesianische Umfeld charakteristischen expressiven und kommunikativen Aktivitäten, die von den jungen Menschen selbst gefördert werden, und somit in Bezug auf diese Synthese von Bildung und Kommunikation, von Kommunikation und jugendlicher Lebensfreude, fand Umberto Eco Worte großer Würdigung.

Entspricht es der Wahrheit, dass sich Don Bosco für seinen Unterricht fortschrittlicher Techniken bediente, wie beispielsweise des Beschreibens von Wänden mit Sätzen und Aphorismen?

Don Roberto Spataro: Natürlich! Heute postet man auf seine Facebook-Pinnwand, doch Don Bosco war dem keineswegs unterlegen, denn als Erzieher war er mit der Kommunikationskunst bestens vertraut und nutzte die ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten: Heute noch können Besucher von Valdocco, dem „Heiligen Land“ Don Boscos, die von Don Bosco an den Wänden angebrachten Maximen lesen. Während die jungen Menschen daran vorbeigingen, prägten sich diese Lehren in ihren Köpfen für immer ein.

Worin besteht das Geheimnis der kommunikativen Brillanz und Effizienz des Don Bosco?

Don Roberto Spataro: Don Bosco ist ein Liebender. Wer im Sprechen, in der Kommunikation, eine Botschaft „ex abundantia cordis“ übermittelt, ist effizient und findet die richtige Sprache. Man könnte auf den Kommunikationsstil Don Boscos die Maxime des hl. Franz von Sales anwenden, die der Selige John Henry Newman als Kardinals-Leitspruch verwendete. Ich mag sie sehr gerne: „Cor ad cor loquitur“ – das Herz spricht zum Herzen. Desweiteren bat Don Bosco bei seiner Priesterweihe um eine Gnade: die Effizienz des Wortes. Diese wurde ihm in hohem Maße zuteil.

Wie gelangen ihm die Vermittlung des Evangeliums und die Erziehung zugunsten jener Völker, die zumeist nicht in den Genuss der Schulbildung gekommen waren?

Don Roberto Spataro: Ich möchte die Frage anders stellen, wenn Sie es mir erlauben. In Wahrheit vollzogen sich zu seiner Zeit ein Wachstum der Alphabetisierung und eine Zunahme jener Personen, die zumindest die Grundschule besucht hatten. Damit können wir auf einen vielleicht wenig bekannten Aspekt übergehen. Don Bosco war ein produktiver Schriftsteller.

Seine herausgebrachten Veröffentlichungen inklusive seines umfangreichen Briefwechsels füllen mehrere Regale einer Bibliothek. Vielfach diente sein Schreiben der Identifizierung der Bedürfnisse eines Publikums, das von dem fachlicheren religiösen Verlagswesen vernachlässigt zu werden drohte. Er wandte sich dem Volk zu.

Daher initiierte er eine sehr erfolgreiche vorzügliche Hefte-Reihe, die „Letture cattoliche“ (katholische Lesungen). Sehr viel schrieb er für die Jugendlichen, unter anderem Schulhandbücher wie die „Storia d’italia“ (Geschichte Italiens).

Um dem Bildungsbedürfnis der Ärmsten entgegenzukommen, brachte er sogar eine von ihm selbst stammende Komödie über das dezimale Zahlensystem zur Aufführung, um zu vermeiden, dass die Einführung des neuen Maßsystems nicht jenen zum Nachteil gereichte, die noch nicht damit vertraut waren.

Als er sich zum ersten Mal dem seligen Pius IX. vorstellte, bezeichnete er sich selbst als einen Priester, der sich den Oratorien und den katholischen Lesungen widmet. Somit ist Don Bosco ein moderner Heiliger, der die in seiner Zeit am weitesten entwickelten Kommunikationsmittel verwendete, um die größtmögliche Zahl von Menschen zu erreichen. Und er wollte gute Arbeit leisten. So gewann er bei der 1884 in Turin veranstalteten internationalen Ausstellung den zweiten Preis für die Effizienz seiner typographischen Werkstatt. Dies betrübte ihn, da er sich den ersten Preis erwartet hätte.

Dies sind nur einige Zeilen über Don Bosco. Bei meiner Verabschiedung möchte ich den dreifachen Titel wiederholen, mit dem der hl. Johannes Paul II. seine Verehrung in der Kirche verfügte: „Vater und Lehrer der Jugendlichen“.

Was würde Don Bosco einem jungen Menschen von heute sagen?

Don Roberto Spataro: In tausend Sprachen und mit tausend verschiedenen Nuancen würde Don Bosco das sagen, was er zu Beginn seines „programmatischen Manifestes“ geschrieben hat. Dabei handelt es sich um eine Art Synthese der Pädagogik des Heiligen in erzählerisch-brieflicher Form, den berühmten „Brief aus Rom“ aus dem Jahr 1884. Er enthält die schönen Worte: „Ich habe nur einen Wunsch: euch in der Zeit und in Ewigkeit glücklich zu sehen“. Diese Worte spricht Don Bosco zu jedem jungen Menschen.

(Zenit)

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