Alles aus Liebe, nichts aus Zwang
Der jährliche Studientag zum Jahresleitgedanken dient der Begegnung, der Vertiefung in die salesianische Welt und der erneuten Entfachung der Begeisterung für die Sache Don Boscos in Österreich. Das ist gelungen – auch wenn die Begegnung mit den ca. 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern diesmal am Samstag, 15. Jänner 2022, „nur“ virtuell möglich war.
Im Vortrag ging Pater Thomas Vanek OSFS auf den Ausspruch von Franz von Sales (der gleichzeitig unser Jahresleitgedanke ist): „Alles aus Liebe tun und nichts aus Zwang“ ein und schöpfte dabei aus seiner reichen und tiefen Kenntnis des Heiligen Franz von Sales. Ausgehend von biographischen Anmerkungen zum Heiligen hat er dabei gut die „Geburtsstunde des salesianischen Optimismus“ nachgezeichnet: „So lange ich frei bin, werde ich GOTT lieben“ – hat der Heilige mit 18 Jahren beim intensiven Gebet vor einer Marien-Statue beschlossen.
Franz von Sales war ein sehr gefragter geistlicher Begleiter, er hat über 20.000 Briefe geschrieben und seine „Anleitung zum frommen Leben“ war ein Bestseller der geistlichen Literatur. Er wurde so zu einer Art von geistlichem Guru des 19. Jahrhunderts und daher ist es nicht verwunderlich, dass auch Don Bosco ihn verehrte.
Versetze dich bei allem, was du tust, in die Gegenwart Gottes
Franz von Sales hat sich in seiner Studienzeit eine Methode festgelegt, um immer mit Gott in Verbindung zu bleiben (eine Art geistliches Direktorium). Diese Methode beschreibt einen Weg, nicht das Ziel. Das Ziel ist das Leben in der Gegenwart Gottes, dass Gott mich in meiner Wirklichkeit umarmt. Der Weg dorthin führt über den Entschluss, ob ich (m)einen geistlichen Weg gehen will. Pater Thomas: „Wenn du in aller Freiheit Deinen Willen nützt und dich für solch ein Ziel entscheidest, dann wird dich das Ziel wie der Stern von Bethlehem leiten und dich zur Krippe und zum Herrn führen, und du wirst auf einem anderen Weg nach Hause gehen.“
Nach diesem Entschluss geht es nach Franz von Sales darum, mit einer guten Meinung und richtigen inneren Einstellung an alles heranzugehen, was der Alltag so bringt: Was dient mir mehr zum Heil, was dient der Welt, der Schöpfung, der Gesellschaft mehr zum Heil?
Pater Thomas dazu: „Lass von Gott in Dein Herz hineinlegen, was jetzt Not tut. Gib ihm Deinen Willen, Deine Zustimmung. Das Leben mit Gott teilen, heißt Sinn im Leben finden.“ Entscheidend ist dabei die richtige Haltung der Hingabe, die ich allem zugrunde lege. Hat Franz von Sales in seiner Zeit von einer „Abtötung des Willens“ gesprochen, so müsste man das heute bezeichnen mit „Abtötung des Egoismus“: es muss nicht alles nach meinem Kopf gehen; ich gebe Gott mein Tun und Denken. Dabei geht es um ein entschlossenes Tun, aber: mit Gott! Franz von Sales: „Versetz dich, bei allem, was du tust, in die Gegenwart Gottes.“
In den Workshops am Nachmittag wurden diese Gedanken vertieft, weitergeführt bzw. mit der eigenen Praxis abgeglichen. „Alles aus Liebe tun und nichts aus Zwang “ – bleibt eine Haltung und Lebenseinstellung, die wir uns auch immer neu als Don Bosco Familie aneignen dürfen, resümiert Pater Herbert Salzl.
(Pater Herbert Salzl SDB)