Indien: Ausbildungsplätze fehlen
Indien braucht große Bildungsprogramme, um die Armut, die trotz einer wachsenden Mittelschicht weiterhin zu den Hauptproblemen des Subkontinents zählt, zu überwinden: Das hat der indische Salesianerpater Noel Maddhichettyy am Mittwoch in einem Interview gegenüber "Kathpress" erklärt. Sogenannte "Food for Work"-Programme könnten zwar kurzfristig Abhilfe schaffen, langfristig sei Hilfe aber nur über bessere Ausbildung zu erreichen, so der Generalsekretär der Konferenz asiatischer Salesianerprovinzen, der Österreich auf Einladung des Hilfswerks "Jugend Eine Welt" besucht hat.
Besonders die in Armut lebenden Kinder und Jugendlichen Indiens erhalten oft keinen staatlichen Schul- oder Ausbildungsplatz.
Deshalb konzentriere sich Arbeit der Salesianer Don Boscos vorrangig auf diese Gruppe, so Maddhichettyy. Über 200.000 junge Inder besuchten derzeit eine Schule und etwa 60.000 weitere eine Berufsausbildung in Einrichtungen des Ordens. Möglich gemacht habe dies u.a. die Unterstützung von internationalen Organisationen wie etwa "Jugend Eine Welt" und den Don Bosco Missionen.
Die indische Regierung habe in ihrem Bemühen um bessere Ausbildungsmöglichkeiten für die breite Masse die Bedeutung des Salesianerordens längst erkannt. "Wir sind heute das zweitgrößte Netzwerk nach der Regierung", so Pater Maddhichettyy. Das spiegle sich auch in staatlichen Subventionen für die Einrichtungen des Ordens wieder. So werde der Orden etwa im Oktober 2015 ein staatlich finanziertes Ausbildungsprogramm für 9.000 Jugendliche starten. "Oft und gut" arbeite man vor Ort in der Bildung, jedoch ebenso bei den anderen Tätigkeitsfeldern wie der Drogenrehabilitation, in Straßenkinderzentren, in Kampagnen zur HIV/Aids-Aufklärung sowie in der Dorfentwicklung, auch mit anderen Religionen zusammen.
An Arbeitskräften wird es Indien in Zukunft nicht mangeln, sinkt doch der Altersdurchschnitt der Bevölkerung weiter. Die meisten Jugendlichen besitzen jedoch nicht die für die angebotenen Stellen nötige Ausbildung. Von insgesamt 12,5 Millionen Ausbildungsplätzen, die Indien laut Maddhichettyy benötige, gebe es derzeit nur 2,5 Millionen. Hier wolle man etwas beisteuern, um bis zum Jahr 2020 zumindest zwei Millionen weitere Ausbildungsplätze zu schaffen. Dies könne gelingen, wenn die existierenden Netzwerke im Land künftig noch enger miteinander kooperierten, so der indische Priester.