"EIN-BERUFEN" INS TEAM
Fußball hat etwas mit Ordensleben zu tun? Und wie! Das weiß ich spätestens, seitdem ich bei den SC Schwanenstadt Ladies mittrainiere. Und wie kam das? Durch einen Anruf … und zwar unverhofft, nicht für möglich gehalten, plötzlich aus heiterem Himmel … da hab ich mir den ganzen Sommer darüber Gedanken gemacht, wie ich wieder zu mehr Bewegung komme, habe mit Sehnsucht auf die Fußballplätze geschaut – und dann ein Telefonanruf in der Schule, ob ich nicht mit trainieren will.
Ich hab gedacht, ich träume. Es drängt sich die erste Parallele auf – ist es mir in meiner Berufung als Don Bosco Schwester nicht ähnlich ergangen? Sehnsucht, aus heiterem Himmel … Jedenfalls – seit fast einem Jahr spiele ich also wieder Fußball – in der oberösterreichischen Frauenliga, ja, so richtig mit Spielerpass, eingetragen in den Verein. Es macht mir riesigen Spaß, ich komme zu spielerischer Bewegung, bin bei Wind und Wetter draußen, kann richtig körperlichen Einsatz zeigen. Und das mit immerhin schon 38 Jahren am Buckel (hab geglaubt, ich bin schon zu alt … hab mich aber geirrt. Das tut gut!
Dass es ungewöhnlich ist, dass eine Ordensschwester Fußball spielt, glaub ich gerne. Weil wir in der Gesellschaft fast für alles eine Schublade haben. Wenn man aber genauer hinsieht, dann ist es nicht so außergewöhnlich. Denn erstens passt es bestens zu Don Bosco und zweitens gibt es viele Parallelen zum Ordensleben.
Persönlicher Einsatz: Beim Spiel braucht es meinen Einsatz; was ich kann, gebe ich und zwar so gut, wie ich es kann. Auf meiner Position. Manchmal spiele ich auf Sicherheit, manchmal mit Risiko. Beides ist zu seiner Zeit notwendig. Manchmal hab ich Höhenflüge, manchmal spüre ich meine Grenzen. Beides darf sein.
Zusammenspiel: Fußball ist kein Einzelsport. Ich bin eine von elf, versuche meine Aufgabe zu erfüllen im Zusammenspiel mit anderen. Das Spiel gelingt nur, wenn ich bereit bin, auch anderen den Ball zu lassen, wenn ich Räume ohne Ball ablaufe, nur damit der Raum gedeckt ist oder sich Möglichkeiten entfalten.
Flexibilität: Möglich, dass ich einmal eine Position spielen muss, die ungewohnt oder neu ist. Doch wenn ich dort gebraucht werden kann, ist das ok. Ich muss vertrauen, dass der Trainer den Überblick hat. Die letzten drei Spiele half ich im Tor aus – eine tolle Herausforderung. Und es ist wie im Leben: Da passiert vielleicht 20 min nichts und trotzdem muss ich volle Aufmerksamkeit haben, und wenn was passiert, zur Stelle sein. Keine Zeit ist umsonst
Sieg und Niederlage: gehören zum Leben dazu. Im Team erlebt man beides, jubelt miteinander, ärgert sich miteinander. Für beides bin ich mitverantwortlich, mal mehr, mal weniger. Verantwortung tragen wir alle.
Spiel: Das wichtigste ist, dass es trotz des Ehrgeizes ein Spiel bleibt. Egal, wer gewinnt oder verliert, ich bin dankbar, spielen zu dürfen, nicht nur, um fürs Leben zu lernen, sondern auch um des Spielens willen, um mich zu freuen an der Bewegung. Spielen führt in die Gegenwart, ins So-Sein. Im Spielen ist nicht immer alles ernst, es darf auch was danebengehen, ohne dass die Welt untergeht. Wie wichtig war Don Bosco das Spielen mit den Jugendlichen!
Ich könnte jetzt noch viele Parallelen anführen, aber die darf jeder selber entdecken. Ich hoffe, es ist aus diesen Zeilen schon zu lesen: Fußball und Ordensleben haben miteinander zu tun!
P.S. Übrigens: In dieser Saison wurden wir gute 6. Ich freue ich mich auf die neue Saison! Die Tabelle gibt’s am Montag in den OÖ-Nachrichten …
(Sr. Elisabeth Siegl)