Kothgasser besucht Jerusalem

Salzburger Erzbischof nimmt am Symposion zur Geschichte des Österreichischen Hospizes in Jerusalem teil.
Blick vom Österreichischen Hospiz auf die Altstadt von Jerusalem.

Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser SDB hat die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem besucht, das Gespräch mit österreichischen Holocaust-Überlebenden gesucht und einen Kranz zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus niedergelegt. Kothgasser befand sich - als Vertreter der Österreichischen Bischofskonferenz - anlässlich eines wissenschaftlichen Symposions am vergangenen Wochenende in Jerusalem, das die Gründungsgeschichte des Österreichischen Hospizes beleuchtet. Das Österreichische Hospiz in der Jerusalemer Altstadt begeht heuer sein 150-Jahr-Jubiläum.

Eröffnet wurde die Tagung im Hospiz mit einem Gottesdienst in der Kapelle des Pilgerhauses, dem Kothgasser gemeinsam mit dem katholischen Weihbischof von Jerusalem, William Shomali, vorstand.
Als Referenten konnte Hospiz-Rektor Markus Bugnyar u.a. den Wiener Historiker Wolfgang Bandion, den Grazer Historiker Helmut Wohnout und die Kunsthistorikerin Lily Arad von der Hebräischen Universität in Jerusalem begrüßen. Den Ehrenschutz hatte Karl Habsburgs übernommen, der damit auch die Brücke zum Hospiz-"Gründervater"
Kaiser Franz Joseph schlug.

An dem Symposion mit anschließendem Empfang nahmen auch weitere Mitglieder der Familie Habsburg, Vertreter des Malteserordens und der Grabesritter sowie die Botschafter von Österreich und Ungarn, Franz Josef Kuglitsch und Csaba Czibere, teil; weiters Erzbischof Demetrios vom Griechisch-Orthodoxen Patriarchat von Jerusalem, Propst Wolfgang Schmidt von der evangelischen Kirche in Jerusalem und die Jerusalemer Vize-Bürgermeisterin Naomi Tsur.

Ältestes nationales Pilgerhaus
Das Österreichische Hospiz liegt an der Via Dolorosa und ist das älteste nationale Pilgerhaus im Heiligen Land. Mitte des 19. Jahrhunderts wandte Europa von Neuem sein Interesse dem Heiligen Land zu: Das Osmanische Reich, zu dem damals auch Palästina gehörte, gewährte erstmals auch den nicht-muslimischen Einrichtungen das Recht, Grund und Boden zu erwerben. Neue Verkehrswege wurden erschlossen, um die Pilgerfahrt zu den Heiligen Stätten zu ermöglichen. Diese beiden Aspekte förderten die Entstehung des Österreichischen Hospizes zur Heiligen Familie in der Altstadt von Jerusalem. Der damalige Wiener Erzbischof Josef Othmar von Rauscher ersuchte Kaiser Franz Joseph um seine Mithilfe, der Idee eines eigenen österreichischen Pilgerhauses Leben einzuhauchen.

Das Grundstück für das Hospiz wurde bereits 1855 nach einem Besuch von Erzherzog Ferdinand Maximilian - später Kaiser Maximilian von Mexiko - erworben. Acht Jahre später - im März 1863 - konnte der großzügig dimensionierte Neubau eingeweiht werden. Das Hospiz wurde dem Erzbischof von Wien unterstellt.

Kaiser Franz Joseph besuchte 1869 das Hospiz auf seiner Reise zur Eröffnung des Suezkanals. Der Kaiser wohnte damals in dem kirchlichen Haus. In der Kapelle, dem Herzstück des Hospizes, findet sich die berühmte Darstellung Franz Josephs als König von Jerusalem. Wie seine Vorgänger trug der österreichische Monarch diesen Ehren-Titel.

Bis 1918 war das Hospiz Schwerpunkt der österreichischen Präsenz im Orient. Es diente auch als Residenz des österreichischen Konsuls in Jerusalem.

Im Ersten Weltkrieg konfiszierten die Briten nach der Einnahme von Jerusalem das Gebäude. Es wurde in ein Waisenhaus für einheimische Kinder umgewidmet, aber im Sommer 1919 wieder zurückgegeben. Einen Höhepunkt seiner Wirksamkeit erlangte das Haus, als während der Zwischenkriegszeit der damalige Rektor, Franz Fellinger, zum Generalvikar und Weihbischof des lateinischen Patriarchen von Jerusalem aufstieg.

1939 wurde das Haus von den Briten als "deutsches Eigentum" beschlagnahmt. Es diente als Internierungslager für österreichische, deutsche und italienische Priester und Ordensleute. Nach dem Krieg wurde es britische Offiziersschule. 1948 wurde es von den Engländern der Kirche restituiert.

Mit der Gründung des Staates Israel 1948 wurde Jerusalem geteilt. Das Hospiz fiel an Jordanien. Es wurde jetzt zu einem Spital umfunktioniert, in dem auch geistliche Schwestern aus Österreich arbeiteten. Das Hospiz war lange Zeit das einzige Spital in Ostjerusalem. Es sollte durch einen Neubau ersetzt werden, der 1967 schon fast fertig war. Im Verlauf des Sechs-Tage-Krieges im Sommer 1967 besetzte Israel den Spitals-Neubau und verwendete ihn in der Folge als Hauptquartier der Polizei.

So musste das Hospiz auch weiterhin als Spital dienen, bis es 1985 endgültig geschlossen wurde. Im Dezember des selben Jahres wurde das Gebäude wieder seinem österreichischen kirchlichen Eigentümer zurückgegeben. 1987 wurde das Hospiz vollständig renoviert und als Pilgerhaus adaptiert. Ende Jänner 1988 wurde mit dem Gästebetrieb begonnen. Am 19. März 1988 fand die offizielle Wiedereröffnung statt. Der Wiener Bibelwissenschaftler Wolfgang Schwarz wurde zum Rektor bestellt. Sein Nachfolger seit 2004 ist der Eisenstädter Diözesanpriester Markus Bugnyar.

Weitere Informationen zum Österreichischen Hospiz

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