Bergoglios Fußballklub in Rom

Rot-blau-gestreifte Trikots mit Aufschrift "Francisco" sind jetzt sehr beliebt.

Papst Franziskus ist am 11. April am Rande der Generalaudienz dem Präsidenten des argentinischen Fußballklubs "San Lorenzo de Almagro", Mathias Lammens, begegnet. Der Klubchef überreichte dem Papst, der seit Kindheit an Anhänger des Erstligisten aus Buenos Aires und seit 2008 auch dessen Ehrenmitglied ist, ein Trikot mit der Aufschrift "Fan Bergoglio", ein Buch über die Vereinsgeschichte sowie die Stola des Salesianerpaters Lorenzo Bartolome Martin Massa, der den Klub im Jahr 1908 gegründet hat.

Die Leidenschaft des neuen Papstes für den Fussballverein seiner früheren Nachbarschaft ist mittlerweile weitbekannt. Schon als kleiner Junge hat der damalige Jorge Mario Bergoglio mit seinem Vater regelmäßig die Spiele von "San Lorenzo" besucht. Als Erzbischof von Buenos Aires ging er zwar nicht mehr ins Stadion, pflegte jedoch weiterhin Kontakte zum Verein und feierte etwa 2008 das Vereinsjubiläum oder 2011 die Eröffnung der Stadion-Kapelle.

Mit den Geschenken und dem Besuch wolle sich der Verein beim Papst bedanken, erklärte Lammens gegenüber der Vatikanzeitung "Osservatore Romano" (Donnerstag). Durch Franziskus sei die Mannschaft in den Mittelpunkt des Interesses der Weltöffentlichkeit gerückt worden.
Seit dessen Wahl hätten sie Hunderte von Anrufen von allen Seiten erhalten, sagte er. Der Fußballklub wurde zuletzt 1974 argentinischer Meister.

Papst schrieb an den Klubchef
Bereits unmittelbar nach der Wahl Papst hatte Lammens dem Papst Glückwünsche und ein Teamdress geschickt. Die Antwort folgte prompt:
In einem seiner ersten Briefe als Papst - datiert ist das erst diesen Mittwoch vom Team San Lorenzo veröffentlichte Schreiben noch mit dem 20. März - richtete Franziskus Lammens Dank für die Grüße aus.

Wörtlich schrieb der Papst: "Beim Lesen Ihres Briefes sind in mir schöne Erinnerungen hochgekommen, die bis in meine Kindheit zurückgehen. Ich verfolgte als Zehnjähriger die glorreiche Saison
1946 - und dieses Tor von Pontoni!", so der sichtlich bewegte Franziskus, der seine Klubkollegen auch wissen ließ: "Ich vergesse euch nicht!".

Zudem bat der Papst Team und Fans, "neben eurer Leidenschaft für den Fußball auch die Freundschaft mit Jesus zu pflegen, der als wahrer Freund immer bei euch ist - in glücklichen und schwierigen Momenten". Kein Ruhm sei größer, so der Papst, als "alles Gute aus Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen zu tun und dabei stets einen gesunden Wettbewerb, die Geschwisterlichkeit und den gegenseitigen Respekt zu fördern".

Wechselseitige Begeisterung
Auch seit diesem Briefwechsel kamen nie Zweifel am weiteren Bestand der wechselseitigen Zuneigung des Papstes und "seines" Heimatklubs auf. Bei jeder der drei bisherigen Generalaudienzen sowie zuvor bereits bei der Amtseinführungsmesse auf dem Petersplatz war eine Abordnung des Vereins zugegen - mit teils überdimensionalen rot-blauen Fahnen, Sprechchören und Teamtrikots, die vom sichtlich erfreuten Papst teils auch registriert wurden.

Franziskus hingegen war schon am 17. März bei einer Straßenszene vor laufender Kamera der Satz "Möge San Lorenzo gewinnen" entwichen.
Dressen des Klubs nahm er in seinem ersten Pontifikatsmonat im Wochentakt entgegen - etwa am 20. März im Rahmen eines privaten Mittagessens mit in Rom lebenden Argentiniern, oder am Ostersonntag, als er einen San Lorenzo-Fan bei der Fahrt auf dem Papamobil durch Gesten sogar dazu aufforderte, ihm das entgegengestreckte Trikot zuzuwerfen.

Die jüngste Auflage der öffentlichen Fußball-Bekenntnisse des Papstes gab es am Mittwoch, als Franziskus die bei der Generalaudienz anwesenden Pilgergruppen vorschriftsmäßig begrüßte.
Hatte er bisher selbst Gäste aus Argentinien stets auf Italienisch begrüßt, wechselte er bei der Nennung der Abordnung des "Club Atletico San Lorenzo de Almagro" erstmals in seine Muttersprache Spanisch, pausierte kurz und merkte an: "Das ist sehr wichtig!"

Franziskus für Marketing Goldes wert
Dem argentinischen Fußballverein, der momentan auf Rang zehn der 20 Teams umfassenden ersten Liga des Landes rangiert, kommt die Unterstützung aus dem Vatikan gelegen: Der Petersplatz-Besuch von Teamchef Lammens und anderer Teamfunktionäre war nur eine Station der Reise, bei der u.a. Verhandlungen für die Vermarktung des Vereins in Italien geführt werden. Geplant ist, den Autobus des Vereins - "Cuervomobil" genannt - auf Roms Straßen zu schicken, Freundschaftsspiele anzuleiern und Teamdressen abzusetzen.

Beliebt sind in Argentinen mittlerweile rot-blau-gestreifte Fußballleibchen mit der Aufschrift "Francisco", und auch ein Heiligenschein über dem Clubsymbol hat sich in den vergangenen Wochen eingebürgert.

(KAP)

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